Die International Earth Science Olympiad (IESO; Internationale Olympiade der Erdwissenschaften) ist ein naturwissenschaftlicher Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler, der als Initiative der International Geoscience Education Organisation (IGEO) jährlich an wechselnden Orten weltweit ausgetragen wird. Der Ablauf und die Organisation einer IESO sind durch Statuten geregelt (IESO, 2016). Durch nationale Auswahlverfahren werden jeweils vier Schüler:innen identifiziert, die ihr Land beim internationalen Wettbewerb vor Ort vertreten. Österreich ist seit 2013 dabei. Seit 2017 liegt die Organisation und Durchführung der nationalen Auswahl an Teilnehmerinnen in Österreich in der Hand von Christopher Wintschnig. Er wird dabei von Kirsten von Elverfeldt (AAU & HeiGIT) und Bernhard Sallay (Peraugymnasium Villach) unterstützt.
In diesem Jahr stellten 35 Nationen mit insgesamt 140 Jugendlichen (zwischen 14 und 18 Jahre) ihre geowissenschaftlichen Kompetenzen im freundschaftlichen Wettstreit mit Gleichgesinnten unter Beweis. Dafür sind sie in international gemischten Teams gefordert, kooperativ Lösungsvorschlage für aktuelle Herausforderungen des Systems Erde zu entwickeln und zu präsentieren. Zudem nehmen sie an theoretischen und praktischen Einzelwettbewerben teil. Gegenstand sind die Geowissenschaften, insbesondere ihre charakteristische interdisziplinär-naturwissenschaftliche Betrachtung der Erde als Gesamtsystem.
Die Gewinner der Goldmedaillen:
- Willi Schroers | Peraugymnasium Villach
- Kevin Brunner | HTL Leoben
- Nico Waldhör | HTL Leoben
Der Gewinner der Bronzemedaille in den internationalen Teamwettbewerben (ITFI - International Team Field Investigation & ESP - Earth Science Project):
- Maximilian Kepplinger | HTL Leoben
Der Gewinner der Bronzemedaille im Einzelwettbewerb (Individual Test):
- Maximilian Kepplinger | HTL Leoben
Ziele der IGEO
- Schüler:innen durch nationale Aktivitäten und den internationalen Wettbewerb für Geowissenschaften interessieren und zugleich die Wahrnehmung der Geowissenschaften in der der Öffentlichkeit verbessern
- internationale Kooperationen für den Austausch von Ideen und Materialien über Geowissenschaften und geowissenschaftliche Schulbildung ermöglichen
- junge Menschen zu freundschaftlichen Beziehungen zu Jugendlichen aus anderen Ländern ermutigen
- geowissenschaftlich talentierte Schülerinnen und Schüler fordern und fördern
Wettbewerbskategorien
Analog zu den anderen naturwissenschaftlichen Wettbewerben – den Olympiaden der Biologie, Mathematik, Chemie und Physik – bearbeiten die Schüler:innen in Einzelarbeit schriftliche und praktische Aufgaben. Ein Hauptziel der IESO ist es aber, Brücken der Freundschaft zwischen den Schüler:innen auf der ganzen Welt zu schlagen und die Zusammenarbeit zu fördern. Daher gibt es auch Aufgaben, die in multinationalen Teams bearbeitet werden:
- internationale Mannschaftsfeldforschung (International Team Field Investition, ITFI)
- Erdsystemprojekte (Earth Systems Projects, ESPs)
Die Teams werden während der IESO aus den anwesenden Teilnehmer:innen so gebildet, dass in jeder Gruppe jede Nation nur einmal vertreten ist. Die Kompetenz, in internationalen Teams arbeiten zu können, ist charakteristisch für die geowissenschaftliche Erforschung der Erde als System. Diese erfolgt im internationalen Forschungsverbund auf interdisziplinäre Weise. Durch diese intensive Zusammenarbeit lernen die jungen Forscherinnen sich so gut kennen, dass häufig Freundschaften geschlossen werden, die über viele Jahre Bestand haben.
- Einzelwettbewerbe schriftlich und praktisch
Der schriftliche Test besteht aus Multiple-Choice-Aufgaben, für die es erforderlich ist, Diagramme, Texte, Fotos, Schemas, computergestützte Modellierungen, Datensätze und andere Materialien auswerten zu können. Die Aufgaben sind so konzipiert, dass häufig zwar eine der vier übergeordneten Sphären im Fokus steht, aber trotzdem die Beziehungen zu den anderen Sphären herausgearbeitet werden müssen. Im Zusammenhang mit dem praktischen Test untersuchen die Schülerinnen und Schüler selbstständig originale Materialien (z. B. Gesteine, Mineralien, Fossilien, Wasser oder Bodenproben) oder erheben Daten im Gelände
- ITFI
Ein ITFI-Projekt ist eine Ministudie im Gelände zu einem Naturphänomen, das auch Laboranalysen beinhaltet. Hierfür werden aus allen Teilnehmenden internationale Teams zusammengestellt. Die Kriterien für die ITFI gemäß den IESO-Statuten (IESO, 2016) sind:
- Das Phänomen soll auf Interaktionen innerhalb und zwischen den übergeordneten Teilsystemen des Systems Erde zurückzuführen sein.
- Das Phänomen soll „umweltrelevant“, also in Bezug zu unseren natürlichen Lebensgrundlagen bedeutsam sein.
- Eine gezielt formulierte Forschungsfrage begrenzt die Studie zeitlich auf ein bis zwei Forschungstage.
- Das Phänomen soll von den Schülerinnen und Schülern selbst mit Feldinstrumenten (Multiparameter Wasserqualitätsmessgeräten oder Kits) und modernen Laborgeräten, die nicht zu kompliziert oder zu teuer sind, analysiert werden können.
Der Einsatz von komplizierteren Laborgeräten ist ebenfalls möglich, aber nur, wenn die Schülerinnen und Schüler die Geräte selbst oder mit minimaler Hilfe von Technikern bedienen können. Wenn die Geräte zu kompliziert sind, um von den Lernenden selbst bedient zu werden, sollten sie zumindest die Proben für die Tests vorbereiten. Nach einmaligen Messungen vor Ort kann den Gruppen ein langfristiger Datensatz zur Verfügung gestellt werden.
- ESP
Eine der wichtigsten Herausforderungen der IESO besteht darin, den aktuellen Stand der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts im Allgemeinen und der Erdwissenschaften im Besonderen darzustellen. Um diese Herausforderung zu bewältigen, wurde auf der siebten IESO in Indien (2013) eine neue Aktivität mit der Bezeichnung Earth Systems Project eingeführt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Bewertung und Entwicklung dieser wissenschaftlichen Fähigkeiten: Datenerfassung | Datenanalyse | Argumentation | Systemdenken | Kommunikation | Zusammenarbeit | mündliche und schriftliche Präsentation.
Multinationale Teams recherchieren und bearbeiten das Thema unter Verwendung und Analyse von Daten, die sie im Internet gesammelt haben. Sie präsentieren ihre Ergebnisse und Erkenntnisse in Form von Postern, die von allen IESO-Teilnehmenden eingesehen werden können. Die International Jury bewertet die Präsentationen. Das Bewertungsschema für die ESPs berücksichtigt die inhaltliche Tiefe der Ausarbeitung unter Berücksichtigung des Systemkonzepts, die grafische Repräsentation in Form eines Posters sowie die Gruppenarbeit und die mündliche Präsentation.
Fotokennung: PHK/Christopher Wintschnig
Textnachweis: Hlawatsch, S.: International Earth Science Olymiad (IESO) - ein naturwissenschaftlicher Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II. In: Hlawatsch, S.; Felzmann, D. (Hrsg) (2023): Didaktik der Geowissenschaften. Lehre an Schulen und an außerschulischen Lernorten. Springer Spektrum