Eckhard Klieme

Prof. Dr. Eckhard  Klieme  (geb. 1954) ist Mathematiker, Psychologe und Bildungsforscher. Von 2001 bis 2020 war er Professor für Erziehungswissenschaft und Direktor am Forschungsinstitut DIPF in Frankfurt, wo er seitdem als Research Fellow weiter tätig ist. Er hat zur Entwicklung von Bildungsstandards und Kompetenzorientierung beigetragen und eine Vielzahl von Schulstudien verantwortet, u. a. im Rahmen von PISA. Im Zentrum seiner Forschung stehen Video-Studien zu Qualität und Wirkung von Unterricht. 

  Vortrag: Unterrichtsqualität im Licht der internationalen empirischen Forschung 

Konzepte davon, was guten Unterricht ausmacht, werden in der Pädagogik und in der Schulpraxis häufig sehr normativ diskutiert. Aber wie wird aus „individueller Förderung“ oder „Kompetenzorientierung“ mehr als ein Schlagwort? Was bringen z.B. „offener Unterricht“ und „entdeckendes Lernen“ wirklich für fachliche Bildung und Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden? Was ist von Techniken wie „lernförderlicher Diagnostik“ zu halten? Die empirische Unterrichtsforschung will diese Fragen beantworten. Dabei hat etwa der „Hype“ um John Hattie gezeigt, dass es nicht nur um die Messung von Lernergebnissen durch Tests geht, sondern um ein Verstehen von Unterrichtspraktiken und deren Wirkungen, auch unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede. Dazu tragen vor allem Videostudien bei, die fachliches Lernen und motivationale Entwicklung in einer größeren Zahl von Schulklassen untersuchen, um Lernprozesse und Lernergebnisse zu erklären. Der Vortrag präsentiert Erkenntnisse mehrerer deutscher Videostudien, u.a. zum Englischunterricht und zu Themen der Geometrie in der Sekundarstufe, zum Sachunterricht in der Primarstufe, sowie Ergebnisse einer aktuellen Video-Studie zum Mathematikunterricht (Schwerpunkt: Algebra) in Europa, Asien und Lateinamerika. Aus der Verknüpfung von Erkenntnissen dieser Studien mit traditionellem Wissen der Schulpädagogik ergibt sich eine Bestandsaufnahme der Diskussion um Unterrichtsqualität: Guter Unterricht entsteht aus anspruchsvollen Inhalten, bewährten Methoden und grundlegenden Merkmalen der Unterrichtsgestaltung wie Klassenführung, Konstruktiver Unterstützung, Kognitiver Aktivierung und Adaptivität.