Meistern von Herausforderungen

Prof. Mag. Dr. Michaela Pötscher-Gareiß

Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Diese Herausforderungen können einerseits positiv besetzte (z.B. Geburt des ersten Kindes) andererseits sehr herausfordernde Ereignisse (z.B. Verlust eines geliebten Menschen) sein. Glück und Bluck (2013) postulieren in ihrem MORE Life Experience Modell fünf internale Ressourcen, die für das Meistern von Herausforderungen (Mastery, Offenheit, Reflektivität, Empathie und Emotionsregulation) ausschlaggebend sind. Herausforderungen sind im Allgemeinen sehr komplex und einfache Lösungswege können zu kurz greifen. Durch eine reflektierte Grundhaltung können Personen die Bereitschaft mitbringen Situationen im Gesamten verstehen zu wollen und gleichzeitig hierbei eigene Standpunkte, Sichtweisen, Werthaltungen, Verhaltensweisen sowie Empfindungen zu hinterfragen. Reflektivität ist einerseits eine Persönlichkeitseigenschaft, welche eine große Rolle bei der Beurteilung von Sachverhalten oder auch bei der Suche nach Lösungen spielt, andererseits ist es eine Kompetenz, die bei vorliegender persönlicher Grundeinstellung durch gezielte Trainingsprogramme, z.B. Achtsamkeitstraining, gefördert werden kann.

In ihrer Dissertation, für die Michaela Pötscher-Gareiß am 7. Dezember 2017 vom Wissenschaftsministerium mit dem Award of Excellence ausgezeichnet wurde, konnte Pötscher-Gareiß zeigen, dass das MORE Life Experience Modell einer hierarchischen Struktur folgt. Die von Glück und Bluck (2013) postulierten internalen Ressourcen bauen aufeinander auf und beeinflussen sich gegenseitig. Um eine reflektierte Grundhaltung aufweisen zu können, benötigt man die Ressourcen Offenheit und Empathie. Diese beiden Ressourcen können somit als Basisvoraussetzungen für Reflektivität gesehen werden.
Diese Forschungsergebnisse sind vor allem für den Bereich Schule von großer Relevanz und sind Grundlage für weitere vertiefende Forschung in diesem Bereich. Im Schulalltag werden LehrerInnen und SchülerInnen immer wieder mit schwierigen Situationen (Herausforderungen) konfrontiert. Oft stellen beispielsweise Lernzielanforderungen, bildungspolitische Vorgaben wie die Erreichung von Kompetenzen im Bereich der Bildungsstandards, der Umgang mit Diversität oder die Beziehungen zwischen SchülerInnen und Lehrpersonen Konfliktpotenziale dar. Gerade im Lehrberuf ist eine reflektierte Haltung Grundvoraussetzung. Eine laufende Auseinandersetzung und Stärkung der eigenen Persönlichkeit ist unumgänglich.

Der Award of Excellence des Wissenschaftsministeriums wird seit 2008 an die 40 besten Absolventinnen und Absolventen von Doktoratsstudien der wissenschaftlichen und künstlerischen Universitäten des vergangenen Studienjahres vergeben. Die Vorschläge dafür kommen von den Universitäten.