Gerti Malle: Zuversicht und ein sinnstiftendes Leben trotz Herausforderungen

Viktor Frankl wurde nach Auschwitz deportiert. Dort ist er zu dem Schluss gekommen, dass man allem Tun und Wirken, ja sogar dem Leiden, einen Sinn geben kann. In seinem Buch: ... trotzdem Ja zum Leben sagen, erklärte er, „dass man dem Menschen im Konzentrationslager alles nehmen kann, nur nicht: die letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen.“

Um traumatische Erlebnisse besser verarbeiten zu können, bedarf es der Erinnerung und einer gewissen Verstehbarkeit. Das bestätigt auch Aaron Antonovsky, er entwickelte die Salutogenese - das Konzept des Kohärenzgefühls (sense of coherence). Gerade in der derzeitigen Pandemie ist dieser Ansatz äußerst hilfreich. Im Mittelpunkt steht die Frage: „Was hält gesund?“

Das Konzept lässt sich auch auf Opfergruppen im Nationalsozialismus anwenden. Was gab den Menschen in den Konzentrationslagern die Kraft durchzuhalten? Welche Ressourcen standen ihnen zur Verfügung?  Antonovsky schildert in seinem Buch Salutogenese – Zur Entmystifizierung der Gesundheit: „Die Person mit einem hohen Ausmaß an Verstehbarkeit geht davon aus, dass Stimuli, denen sie in Zukunft begegnet, vorhersagbar sein werden oder dass sie zumindest, sollten sie tatsächlich überraschend auftreten, eingeordnet und erklärt werden können. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass hier nichts über die Erwünschtheit von Stimuli impliziert ist. Tod, Krieg und Versagen können eintreten, aber solch eine Person kann sie sich erklären.“

Gemeinsames Erinnern und ein sinnstiftendes Leben helfen mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. „Erinnerungen sind der Schlüssel nicht zur Vergangenheit, sondern zur Zukunft.“ (Corrie ten Boom).

Gerti Malle,  geboren 1974 in Klagenfurt, studierte Pädagogik und Psychologie in Klagenfurt und Australien. Themenschwerpunkte: Achtsamkeit, Diversity Management, Holocaust Education. Mauthausen-Außenlager-Guide, Zivilcourage Trainerin, Coach und Kommunikationstrainerin.