Qualifikationsprofil: Bachelorstudium Lehramt Primarstufe 
 

Ziele des Studiums unter Bezugnahme auf die Aufgaben der Pädagogischen Hochschule

Das Bachelorstudium für das Lehramt Primarstufe im Entwicklungsverbund Süd-Ost zielt auf eine professions- und wissenschaftsorientierte Ausbildung in den für die Berufsausübung notwendigen Kompetenzen ab. Bezugnehmend auf das Hochschulgesetz 2005 idgF (HG) verfolgt der Entwicklungsverbund Süd-Ost die Aufgaben (§8 HG) und leitenden Grundsätze (§9 HG) im Hinblick auf die pädagogische Profession und deren Berufsfelder im Rahmen von Lehre und Forschung.

Inhaltlich fließen Analysen des Berufsfeldes, nationale und internationale Standardkataloge sowie die vom Entwicklungsrat empfohlenen Kompetenzen von Pädagoginnen ein. Zudem wurde auf den geltenden Lehrplan der Volksschule sowie sonstige rechtliche Grundlagen Bedacht genommen.

Die Module des Studiums nehmen Bezug auf die im Entwicklungsverbund Süd-Ost festgelegten Kernelemente der Profession: Inklusive Pädagogik unter besonderer Berücksichtigung der Differenzbereiche Begabung und Behinderung; Diversität mit Fokus auf Mehrsprachigkeit, Interkulturalität, Interreligiosität; Spra­che und Literalität; Gender; Global Citizenship; Medien und digitale Kompetenzen.

Das Studium der Pädagogischen Hochschule Kärnten - Viktor Frankl Hochschule basiert auf der von Viktor Frankl orientierten sinnzentrierten Pädagogik. Die Pädagogische Hochschule Kärnten fühlt sich einer person-, sinn- und wertzentrierten Pädagogik verpflichtet, die auf Persönlichkeitsentwicklung und Potenzialentfaltung auf der Basis von Autonomie und Verantwortung ausgerichtet ist.

 

Qualifikationen/Berechtigungen

Das Bachelorstudium schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Education ab und berechtigt die AbsolventInnen zur Belegung des weiterführenden Masterstudiums für das Lehramt Primarstufe (Master of Education).

Der Schwerpunkt Inklusive Pädagogik mit Fokus Behinderung (60 ECTS-AP) qualifiziert für die spezifische Begleitung von Kindern mit Behinderungen, Lernschwierigkeiten und psychosozialen Benachteiligungen in der Primarstufe.

Der Schwerpunkt Mehrsprachigkeit und Interkulturelle Bildung: Die Alpen-Adria Region im Fokus/ Vecjezicnost in medkulturno izobrazevanje: Regija Alpe-Jadran pod drobnogledom / Plurilinguismo ed educazione interculturale: accento su Alpe-Adria (60 ECTS-AP) qualifiziert für einen zielorientierten und sensiblen Umgang mit sprachlicher und kultureller Heterogenität im schulischen Kontext, vertieft sich in Fragestellungen zu zwei- und mehrsprachiger Erziehung und Bildung und qualifiziert durch forschungsgeleitete Fragestellungen zur Initiierung, Planung und Durchführung von Projekten zur Umsetzung des Unterrichtsprinzips Interkulturelles Lernen in der Primarstufe.

Der Schwerpunkt Interdisziplinäres Forschen, Entdecken, Verstehen im Kontinuum: Kindergarten -Primarstufe - Sekundarstufe (60 ECTS-AP) qualifiziert in besonderem Maße zur Entwicklung und Umsetzung fachbezogener und interdisziplinärer Unterrichts- und/oder Forschungsprojekte auf Grundlage vertiefter fachlicher und fachdidaktischer Kompetenzen. Im Zentrum stehen fächerübergreifendes Lernen und Lehren (Sprache/Literacy, Mathematik und Naturwissenschaften), Fordern und Fördern sowie die Fokussierung auf pädagogische und didaktische Herausforderungen an den Nahtstellen zwischen Kindergarten und Primarstufe bzw. Primarstufe und Sekundarstufe.

 

Bedarf und Relevanz des Studiums für den Arbeitsmarkt

Das Angebot wird nach Maßgabe des Bedarfs erstellt, welcher an den öffentlichen bzw. privaten Pädagogischen Hochschulen des Entwicklungsverbunds Süd-Ost nach den Grundsätzen der Wirt­schaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit zu bewerten sein wird. An der Pädagogischen Hochschule Kärnten ist nach § 38 (5) HG „zur Heranbildung von Lehrerinnen und Lehrern an Schulen gemäß dem Minderheiten-Schulgesetz für Kärnten,  BGBl. Nr. 101/1959, ein zusätzliches Studienangebot in slowenischer Sprache und ein entsprechendes zusätzliches Angebot im Bereich der pädagogisch-praktischen Studien einzurichten.“

 

Lehr-, Lern- und Beurteilungskonzept

Der hochschuldidaktische Zugang basiert auf Konzepten des forschenden und dialogischen Lernens und zielt auf aktive Wissenskonstruktion und eigenverantwortlichen Kompetenzerwerb ab. Alle Stu­dienfachbereiche tragen zu einer umfassenden pädagogischen Bildung bei. Selbststudienanteile wer­den in das modulare hochschuldidaktische Gesamtkonzept integriert. Entsprechend den Charak­teristika von Hochschulbildung nach Euler greifen Prozesse der Wissensgewinnung und Wissensver­mittlung ineinander und bedingen einander wechselseitig. Demzufolge erhalten Studierende Unter­stützung in unterschiedlichen Formen, z.B. durch Blended Learning, Peer Instruction oder Peer Coaching. Damit werden Selbststeuerungsprozesse und das Selbstmanagement aktiviert, die Eigenaktivität der Studierenden vielseitig und individualisierend unterstützt und Reflexion und Feedback-Kultur von Beginn an als Elemente eines dialogischen Lerndesigns erlebt. Freie und gebundene Wahlmodule schaffen Möglichkeiten zur individuellen Schwerpunktsetzung. Lern­förderliche Leistungsrückmeldungen und Leistungsbewertungen sind integrative Teile der Lehr-Lern-konzepte und stehen im Zusammenhang mit den zu erwerbenden Kompetenzen. Das Modell der Pädagogisch-Praktischen Studien orientiert sich am Leitbild der reflektierenden PraktikerInnen und zielt darauf ab, bildungswissenschaftliches, fachliches und fachdidaktisches Wissen zu verknüpfen, in Handlungskompetenz umzusetzen und Unterricht gemäß den Prinzipien der Praxisforschung zu pla­nen, zu evaluieren, zu analysieren, zu reflektieren und weiterzuentwickeln.

 

Erwartete Lernergebnisse/Kompetenzen


Selbstkompetenz

Die Absolventinnen verfügen über Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, welche sich durch Leis­tungsfreude, hohe Eigenverantwortung, Aufgeschlossenheit für Herausforderungen im beruflichen Alltag und eine angemessene Konfliktfähigkeit zeigen. Aufgrund der Kenntnis ihrer Potenziale setzen sie Ziele für ihre persönliche Professionsentwicklung. Durch Pflichtbewusstsein, Reflexionsbereitschaft und durch einen hohen Grad an Eigeninitiative haben sie das notwendige Rollenbewusstsein erlangt und zeigen die Bereitschaft zum Weiterlernen und zur Weiterentwicklung. Sie verfügen über Motivationsfähigkeit und eine lösungsorientierte Grundhaltung. Ein ausgeprägtes Organisations­management ist ebenso Teil des professionellen Selbstverständnisses wie der positive Zugang zur bildungstechnologischen Entwicklung. Sie sind sich bewusst, dass sie im gesellschaftlichen Kontext agieren und dass sie auf Veränderungen in ihrem pädagogischen Handlungsfeld professionsadäquat reagieren müssen.


Aufgabenkompetenz

Die Absolventinnen nehmen den inklusiven Erziehungsauftrag wahr und können ihre Fach-, Metho­den-, Sozial- und Personalkompetenzen professionell nutzen. Vielfalt wird von ihnen als Chance in­terpretiert. Die sozialen und kulturellen Lebensbedingungen ihrer Schülerinnen werden von ihnen wahrgenommen und sie unterstützen im Rahmen des schulischen Kontextes deren individuelle Ent­wicklung. Sie vermitteln Werte und Normen und fördern selbstbestimmtes Urteilen und Handeln von Schülerinnen. Weiters können sie geeignete Strategien im Umgang mit Konflikten und zur Prävention von Gewalt überlegt anwenden.

Die Absolventinnen initiieren und begleiten Lernprozesse auf der Basis wissenschaftlich fundierter Kenntnisse in den für den Beruf relevanten Bezugsdisziplinen. Sie sind in der Lage, bildungswissen­schaftliche, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Erkenntnisse zu verknüpfen und auf deren Grundlage inklusiven Unterricht zu planen, durchzuführen, zu reflektieren und zu evaluieren. Sie wissen um inhalte, Medien, Arbeits- und Kommunikationsformen und verfügen über ein reichhaltiges Methodenrepertoire, welches sie fach- und situationsadäquat zum Einsatz bringen und in einem professionsbezogenen Diskurs auch begründen können. Sie können personalisiertes und kooperatives Lernen durch unterschiedliche Lernstrategien, Lernkonzepte und Lernmethoden initiieren und steuern. Sie sind in der Lage, Differenzierung und individualisierung als didaktisches Prinzip umzuset­zen und Leistungsrückmeldungen auf der Grundlage transparenter Beurteilungsmaßstäbe verant­wortungsbewusst an Schülerinnen zu geben.

Die Absolventinnen verfügen über fundiertes Wissen im Bereich der Pädagogischen Diagnostik und prozessorientierten intervention. Sie können individuelle Förderpläne für unterschiedliche Lernberei­che erstellen und die davon abzuleitenden Fördermaßnahmen selbstständig in verschiedenen inklusiven Settings umsetzen. Weiters kennen sie unterschiedliche Formen der Kooperation mit schuli­schen und außerschulischen Unterstützungsangeboten und sind in der Lage, diese in ihr pädagogisches Handeln zu integrieren.


Kooperationskompetenz

Die AbsolventInnen verstehen sich als Mitglieder eines professionellen Teams, das gemeinsam die Ziele einer inklusiven Schule verfolgt. Sie setzen kooperative Arbeitsformen aufgaben-, adressatInnen-und kontextspezifisch ein und sind in der Lage, Lehr- und Lernsettings für heterogene Lerngruppen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Lernausgangslagen und Lernziele im Team zu planen, um­zusetzen und zu reflektieren. Dabei übernehmen sie Verantwortung für alle SchülerInnen der Klasse.

Die AbsolventInnen wissen um die Bedeutung der Kooperation mit Eltern bzw. Erziehungsberechtigten und der interdisziplinären Zusammenarbeit mit ExpertInnen und setzen diese für die Lernprozessbegleitung zielgerichtet ein. Sie können Vernetzungen an den Übergängen Elementarstufe - Primarstufe bzw. Primarstufe - Sekundarstufe herstellen und Transitionsprozesse in Zusammenarbeit mit PädagogInnen der Elementar- und Sekundarstufe begleiten.


Systemkompetenz

Die AbsolventInnen sehen die vielfältigen Bildungsprozesse im systemischen Kontext. Sie verstehen sich als Mitglieder einer professionellen und lernenden Organisation, die für Bildung im umfassenden Sinn Verantwortung trägt. Darüber hinaus zeigen sie die Bereitschaft, ihr Rollenverständnis an Qualitätskriterien aus Unterrichts- und Bildungsforschung bzw. bildungspolitischen Vorgaben zu orientieren.

Die AbsolventInnen leben und reflektieren im Sinne des Berufsethos ihre pädagogischen Hand­lungsfelder. Sie können fächerübergreifend und vernetzt denken und somit Synergien nutzen. Sie wirken im Sinne der Qualitätssicherung an Organisations-, Schul- und Unterrichtsentwicklungs­prozessen am eigenen Schulstandort mit. Sie gehen dabei prozess- und teamorientiert vor. Durch das Einbringen eigener Ideen und Vorschläge zeigen sie sich für standortbezogene Entwicklung mitverantwortlich. Ebenso wenden sie adäquate Evaluationsinstrumente im Kontext mit standort­bezogenen Qualitätsoffensiven an und nutzen die erhobenen Daten für ihr professionelles Handeln auf allen Ebenen.


Kompetenzprofil Schwerpunkt Inklusive Pädagogik mit Fokus Behinderung

Die AbsolventInnen verfügen über vertieftes Wissen zu den Modellen und Konzepten der schulischen Inklusion und können Unterricht individuell auf die Bedürfnisse aller SchülerInnen abstimmen. Sie verfügen über professionelle Kompetenzen in Hinblick auf Diagnostik sowie auf Präventions-, Interventions- und Förderansätze und können Unterricht unter Berücksichtigung des Einsatzes individueller Förderpläne planen und gestalten, sowie reflektieren und evaluieren. Sie können in teamorientierter Weise inklusive Schulentwicklungsprozesse mitgestalten.


Kompetenzprofil Schwerpunkt Mehrsprachigkeit und Interkulturelle Bildung: Die Alpen­Adria Region im Fokus/Vecjezicnost in medkulturno izobrazevanje: Regija Alpe-Jadran pod drobnogledom/Plurilinguismo ed educazione interculturale: accento su Alpe-Adria

Die AbsolventInnen verfügen über grundlegende Kenntnisse in Hinblick auf plurale Gesellschaften und interkulturelle Bildung, erwerben Kompetenzen im Umgang mit sprachlicher und kultureller Diversität und sind in der Lage, ihre eigene Rolle als Lehrperson in Bezug auf interkulturelle Themen und Fragestellungen kritisch zu reflektieren. Sie kennen zwei- und mehrsprachige Bildungssysteme (verstärkter Fokus im Alpen-Adria Raum) und erwerben vertiefende sprachliche Qualifikationen im Bereich Volksgruppen- oder Nachbarschaftssprachen. Die AbsolventInnen kennen globale, regionale, soziale und kulturelle Ausdrucks- und Lebensformen und deren Bedeutung für individuelle und kollektive Identitätskonstruktionen, können Sprache und sprachliche Deutungsmuster kritisch hinterfragen und erwerben spezifische fachdidaktische Kenntnisse im Bereich Sprachlehren und -lernen. Sie kennen die „Feldforschung" als wissenschaftlich qualitative Forschungsmethode und können einen Wissenstransfer für die schulische Praxis ableiten.


Kompetenzprofil Schwerpunkt Interdisziplinär Forschen, Entdecken, Verstehen im Kontinuum: Kindergarten - Primarstufe - Sekundarstufe

Die AbsolventInnen verfügen über interdisziplinäre Kompetenzen in den Bereichen Naturwissenschaften, Mathematik, Sprache/Literacy und über Reflexions-, Kommunikations- und Handlungskompetenzen für die Gestaltung eines fächerübergreifenden Primarstufenunterrichts unter besonderer Berücksichtigung der Nahtstellen und des Forderns und Förderns. Sie sind in der Lage ihren eigenen Unterricht unter Berücksichtigung individueller Voraussetzungen der SchülerInnen zu reflektieren, zu evaluieren, und können Prozesse des forschenden und entdeckenden Lernens in der Schule anleiten und gestalten.

 

Bachelorniveau

Die angestrebten Kompetenzen werden durch das Bachelorstudium grundgelegt. Die Studierenden verfügen über grundlegendes Wissen in den Bildungswissenschaften und in den Fächern der Primarstufenpädagogik und -didaktik. Sie sammeln erste Erfahrungen im Berufsfeld und erwerben berufspraktisches Können für den Berufseinstieg, das sie befähigt, die wichtigsten berufsbezogenen Tätigkeiten selbstständig durchzuführen. Sie können unter Anleitung zu berufsbezogenen Fragestellungen Daten gewinnen und interpretieren, Informationen kommunizieren, Probleme und Lösungen beschreiben und verfügen über jene Lernstrategien, die sie benötigen, um ihr Studium mit einem Höchstmaß an Autonomie fortzusetzen.

Mit dem Abschluss werden die in den Dublin Deskriptoren definierten Anforderungen für die Erreichung des Bachelorgrades erfüllt und die Niveaustufe 6 des Österreichischen Nationalen Qualitätsrahmens (NQR) bzw. des European Quality Frameworks (EQF) erreicht.