Pädagogisch-Praktische Studien im Bachelorstudium Primarstufe

Das Konzept der Pädagogisch-Praktischen Studien für das Bachelorstudium Lehramt Primarstufe beruht auf folgenden Leitgedanken:

●  enge Verzahnung von Theorie und Praxis unter besonderer Berücksichtigung der Fachdidaktik(en)

●  Bildung professioneller Lerngemeinschaften - Arbeiten im Team

●  weniger ist mehr - schrittweise dosierte Steigerung der aktiven Lehrpraxis und der Komplexität der Anforderungen

●  Betonung der Eigenverantwortung der Studierenden

Im ersten Semester der Ausbildung findet keine Praxis an Schulen statt. Die Studierenden bekommen im Rahmen der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) die Gelegenheit, durch Hospitationen an unterschiedlichen Bildungs­einrichtungen und theoretisch begleitet durch die Lehrveranstaltung “Einführung in das Lehren und Lernen” aus dem Studienbereich der Bildungswissenschaftlichen Grundlagen (BWG), sich mit dem Berufsfeld Schule im weitesten Sinne und ihrer Rolle als zukünftige Lehrerin oder zukünftiger Lehrer auseinanderzusetzen.

Auch im zweiten Semester unterrichten Studierende noch nicht aktiv, sondern steht das Beobachten und Analysieren von Unterricht im Vordergrund. Begleitet durch die BWG-Lehrveranstaltung “Theorie und Praxis des Unterrichts” setzt sich die kritische Auseinandersetzung mit eigenen Schulerfahrungen und dem Rollenbild der Lehrerin oder des Lehrers und den Aufgaben und Herausforderungen von Unterricht systematisch fort. Besonders im Fokus stehen Vermittlungsstrategien der Lehrpersonen und die gezielte Beobachtung der Lernenden, der Schülerinnen und Schüler der Primarstufe.

Ab dem zweiten Studienjahr, im dritten Semester, beginnt schrittweise die Phase des aktiven Unterrichtens der Studierenden. Das Praktikum des dritten Semesters ist zweigeteilt. Einerseits geht es in einem “Planungspraktikum” um die gezielte Vorbereitung sowie die didaktische und methodische Planung von Unterrichts­einheiten. Studierendenteams werden bei ihren Unterrichtsplanungen in einem „Planungsatelier“ von Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern sowie Ausbildungs­lehrerinnen und Ausbildungslehrern beraten und sollen sich sukzessive zu professionellen Lerngemeinschaften entwickeln. In einer begleitenden Lehrveranstaltung werden theoriebasiert Grundlagen der Unterrichtsplanung vermittelt. Inhaltlich konzentriert man sich im dritten Semester vorerst auf die Fächer Deutsch und Mathematik. Nach ausführlicher Erarbeitung der Unterrichtsplanungen wird exemplarisch eine Teilsequenz der Planungen von Studierenden unterrichtet - die dabei gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse fließen zurück in das Planungsatelier, werden dort diskutiert und analysiert und führen zu einer Überarbeitung und Weiterentwicklung der Planung. Andererseits geht es in einem zweiten Teil des Praktikums um eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld Schule. In Teams von drei bis vier Studierenden wird Unterricht hospitiert, wobei sich die Beobachtung gezielt auf jene Aspekte richtet, die für die Unterrichtsplanung bedeutsam sind (z. B. Unterrichtsziele, methodische und didaktische Überlegungen, Unterrichtsprinzipien, Lern- und Entwicklungsprozesse der Schülerinnen und Schüler, …).

Das Konzept der Planungsateliers mit abgestimmtem fachdidaktischen und methodischen Coaching der Studierenden durch Fachdidaktikerin oder Fach­didaktiker und Ausbildungslehrerin oder Ausbildungslehrer wird im vierten Semester weiter verfolgt. Der Fächerkanon wird neben Mathematik und Deutsch um den Sachunterricht, mit getrennter geistes- und naturwissenschaftlicher Ausrichtung erweitert, wobei im Sachunterricht dem sprachsensiblen Fachunterricht besondere Beachtung zukommt. Ab diesem Semester unterrichten alle Studierenden aktiv und durchlaufen systematisch die genannten Fachbereiche.

Entsprechend des erwarteten Kompetenzzuwachses der Studierenden steigen im dritten Studienjahr die Anforderungen und die Komplexität der Pädagogisch-Praktischen Studien. Das Prinzip der professionellen Lerngemeinschaften bleibt aufrecht, wobei der Eigenverantwortung der Studierenden größere Bedeutung zukommt. Im Zusammenspiel mit den entsprechenden BWG-Lehrveranstaltungen stehen Diversität und Inklusion sowie Diagnostik, Förderung und Leistungsbeurteilung im Zentrum der Praktika. Diesem Umstand wird bei der Planungsberatung Rechnung getragen, indem den Studierenden in diesen Bereichen gezielte Unterstützung angeboten wird. In Tagespraktika, jeweils an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen, übernehmen Studierende bei einer Ausbildungs­lehrerin oder einem Ausbildungslehrer, der oder dem sie zumindest über ein Semester zugeordnet sind, im Team die Gestaltung und Verantwortung von Unterricht. Zur Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung und des Professions­verständnisses wird den Studierenden ab dem vierten Semester die Möglichkeit geboten im Rahmen eines Wahlfaches, über die gehaltenen Unterrichtseinheiten, das eigene Rollenverständnis und die eigene Entwicklung zu reflektieren.

Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick über die Verteilung der Praktika in den einzelnen Semestern des Bachelorstudiums Primarstufe: